Gedenkfeier mit Denkmalenthüllung
- Werner Gasser
- vor 2 Tagen
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Am 18. Mai 2025 – dem 150. Jahrestag der Wallfahrtskatastrophe – wurde in Gratkorn der tragischen Ereignisse vom 18. Mai 1875 gedacht, als 98 Menschen ums Leben kamen, weil eine überfüllte Fähre bei der Überquerung der Mur kenterte und sank. An der bewegenden Gedenkfeier nahmen rund 120 Personen teil.
Die Feier begann mit einer Prozession vom Kirchplatz zum Überfuhrweg, wo ein neu errichtetes Denkmal enthüllt wurde – genau an jener Stelle, wo sich die Katastrophe ereignete. Das Denkmal wurde auf Initiative von Hans Preitler errichtet, mit Unterstützung der Marktgemeinde Gratkorn, der Firma LEX, der Pfarre Gratkorn sowie des Stiftes Rein. Die Marktgemeinde stellte das Grundstück zur Verfügung und übernahm die Fundamentarbeiten. Die Stahlkonstruktion stammt von der Firma LEX, deren Geschäftsführer Richard Lex eine persönliche Verbindung zur Geschichte hat – sein Großvater war der letzte Fährmann, bevor der Betrieb 1962 eingestellt wurde.

Gedenkgottesdienst
Im Anschluss fand ein eindrucksvoller Gedenkgottesdienst in einer Produktionshalle der Firma LEX statt – ein ungewöhnlicher, aber berührender Rahmen, der dem Anlass eine besondere Atmosphäre verlieh. Die Pfarre Gratkorn und Vertreter des Stiftes Rein, dem die ehemalige Überfuhr einst gehörte, gestalteten gemeinsam den Gottesdienst. In den Ansprachen wurde das lange Schweigen über das Unglück thematisiert – weder in den Landeschroniken noch in den Aufzeichnungen des Stiftes war das Ereignis bisher präsent.
Erst durch die engagierte Recherchearbeit von Hans Preitler und P. Clemens Brandtner konnte das Geschehen rekonstruiert und dokumentiert werden. Preitler trug Zeitzeugenberichte, alte Zeitungsartikel und Gerichtsakten zusammen und veröffentlichte die Ergebnisse in einer schönen Broschüre.
Die Gedenkfeier war nicht nur ein Zeichen des Erinnerns, sondern auch ein Akt der späten Gerechtigkeit gegenüber den Opfern. Viele Familien verloren damals Angehörige – der Schmerz und das Leid wurden über Generationen weitergegeben, meist nur in privaten Erzählungen.
Mit dem neuen Denkmal, der Beteiligung von Gemeinde, Kirche und Stift sowie der regen Teilnahme der Bevölkerung wurde ein klares Signal gesetzt: Die Tragödie von 1875 soll nicht länger vergessen bleiben. Beim abschließenden Zusammensein wurden Erinnerungen geteilt und Gespräche geführt – ein bewegender Tag der Aufarbeitung und des Zusammenhalts.
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